Consor ist nach über 40 Jahren aus den Büroräumen der Ottikerstrasse umgezogen an ihren neuen Standort: Die Wengistrasse 7 im Kreis 4. Wir haben diesen Umzug zum Anlass genommen, zu überprüfen, wie wir als Firma noch nachhaltiger wirtschaften und Prozesse im Sinne des Umweltschutzes verbessern können.
Ältere Informatiker zurück zum Job
Aus dem NZZ-E-Paper vom 10.05.2017 von Ruedi Wipf
Es besteht Bedarf für eine Unterstützung arbeitssuchender älterer Informatiker im Kanton Zürich. Die Zahl sehr gut qualifizierter und erfahrener Arbeitssuchender bei den Regionalen Arbeitsvermittlungsstellen (RAV) ist stetig am Steigen. Insbesondere im Alter ab 45 Jahren dauert es häufig länger, bis Informatiker wieder eine Stelle gefunden haben. Gleichzeitig leidet aber die Wirtschaft unter dem Mangel an Informatikfachkräften. Unter anderem weisen ältere Fachkräfte das höchste Potenzial zur kurz- und mittelfristigen Verbesserung der Fachkräftesituation in der Schweiz auf. Die Zürcher RAV haben deshalb mit ihrem «Mentoring-Programm des Kantons Zürich» ein Instrument geschaffen, diesen gut qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräften den Weg zu einem neuen Job zu vereinfachen.
Als Mentoren werden im Arbeitsmarkt stehende Fach- und Führungskräfte gesucht. Das Engagement als Mentor ist freiwillig und wird auch nicht finanziell vergütet. Wozu also soll man sich als Mentor zur Verfügung stellen?
Für mich gab es auf diese Frage drei Antworten: Erstens bin ich als IT-Unternehmer selber mit der Fragestellung konfrontiert, wie sich Karrierepfade von älteren IT-Fachkräften entwickeln sollen. Zweitens sehe ich als Vorstandsmitglied des Anbieterverbands Swico die Verantwortung der Branche, Lösungen zu finden. Und drittens fühle ich mich der Gesellschaft verpflichtet und bin bereit, Zeit und Know-how zu investieren.
Das RAV vermittelte mir Anfang Januar den ersten Mentee, einen ETH-Informatiker mit Zusatzausbildung in Betriebswirtschaft, 45-jährig, lange für nationale und internationale Beratungshäuser bei Banken und Versicherungen im Einsatz. Meine erste positive Erkenntnis war: Es geht beim Mentoring des Amtes für Wirtschaft und Arbeit nicht um schwer vermittelbare Sozialfälle. Es geht ganz im Gegenteil um hervorragend ausgebildete, erfahrene Fachleute, deren Potenzial unbedingt genutzt werden muss.
Die Schwierigkeit liegt also darin, für diese Fachkräfte wieder eine Stelle zu finden, bei der sie ihr Potenzial zur Geltung bringen können.
So spannend der Lebenslauf meines ersten Mentees auch war: Sein Curriculum Vitae war unübersichtlich und ohne Aussagekraft. Ganz offensichtlich hatte der Kandidat in zwanzig Jahren Karriere nie ein CV erstellen, nie einen harten Bewerbungsprozess durchlaufen und nie um eine Stelle kämpfen müssen. Hier die zweite positive Erkenntnis von mir: Nach einem RAV-Kurs zum Thema CV-Optimierung war der schriftlich formulierte Lebenslauf meines Mentees nicht mehr wiederzuerkennen. Das neue CV war kurz und klar formuliert, sauber strukturiert und zeigte die Stärken und Interessen des Kandidaten klar auf.
Mit seinem neuen CV und mit weiteren Coaching-Massnahmen ausgestattet, war es dem Kandidaten ein Leichtes, innerhalb eines Monats eine neue Stelle zu finden. Er nahm gewisse Einbussen in Kauf beim Arbeitsweg (deutlich länger), beim Lohn (tiefer, dafür höhere Pensionskassenbeiträge) und bei der Attraktivität des Arbeitgebers (vorher globaler Konzern, neu eine mittelgrosse lokale Unternehmung).
Der zweite Kandidat im Mentoring ist 45-jährig, Betriebsökonom und Wirtschaftsinformatiker, mit breiter IT-Change-Management-Erfahrung in internationalen Industriebetrieben. Jede mittelgrosse bis grössere Firma müsste sich glücklich schätzen ob einer solchen Person als Leiter der Informatik. Nur sind halt die CIO-Jobs begehrt und nicht zahllos.
Was ziehe ich für mich als Zwischenfazit aus meinem Engagement als Mentor? Die Gespräche mit den Kandidaten bereichern meinen Arbeitsalltag. Ich habe spannende Menschen aus der IT-Branche kennengelernt und konnte Tipps und Tricks wie auch Motivation und Zuversicht vermitteln. So erweitere ich nicht zuletzt auch mein eigenes Netzwerk. Ich verstehe nun auch besser, mit welchen Herausforderungen betroffene Fach- und Führungskräfte konfrontiert sind. Ich sehe aber auch, dass das RAV alles unternimmt, um das Potenzial dieser Leute schnell wieder der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Ruedi Wipf ist CEO von Consor und Vorstand von Swico.